… bedeutet so viel wie „aus dem Gefühl heraus“, „an der Seele entlang“ – also nicht durch Verstand oder Willen gesteuert.

Wenn das Träumen in der Nacht nicht mehr ausreicht
Normalerweise entlastet sich die Seele mit Hilfe von Nachtträumen. Manchmal ist aber einfach zu viel los in unserem Leben und dann reicht der natürliche Nachttraum nicht mehr aus. Stellt man nun eine Entspannungssituation her, kann sich der Klient den Tagtraum als therapeutisches Werkzeug zunutze machen. Als Folge tritt der wertende Verstand in den Hintergrund und die inneren Bilder können ihre Kraft im Dialog mit dem Therapeuten entwickeln.

Bilder und Vorstellungen, die in unseren Gedanken ablaufen, spiegeln unbewusste Prozesse, Konflikte und Gefühle wider. Das ist bei Tagträumen genauso wie bei Nachtträumen. Allerdings schenken wir den inneren Bildern des Tages normalerweise kaum Beachtung. In einer KIP-Sitzung aber beschreibt der Klient dem Therapeuten, was sich vor seinem inneren Auge entwickelt, und der Therapeut begleitet den Klienten im ständigen Dialog.

Er regt ihn behutsam zur genaueren Betrachtung seiner inneren Bilder an, unterstützt ihn bei Konfrontationen und ermutigt ihn, neue Verhaltensmöglichkeiten und Beziehungserfahrungen zu erproben.

So wird der Klient zum Probehandeln motiviert und seine inneren Ressourcen werden zielgerichtet mobilisiert. Belastungen aus der Kindheit, Beziehungsprobleme oder auch Konflikte am Arbeitsplatz können auf diese Weise mit Hilfe unseres unbewussten „inneren Beraters“ angeschaut, angenommen und gelöst werden. Eine überaus kraftvolle Methode, deren Effekte sich im täglichen Leben oftmals als äußerst hilfreich erweisen.

Familie Müller hat drei Kinder. Der 12-jährige Tim fällt seit einiger Zeit durch aggressives Verhalten und schlechte Schulnoten auf. Er gerät ständig in Konflikte, hat Wutausbrüche und macht keine Hausaufgaben mehr. Die Eltern sind zunehmend mit Tim beschäftigt – mit Lehrergesprächen, Nachhilfe organisieren, Streit schlichten.

Was auf den ersten Blick wie ein "Problemkind" aussieht, erfüllt aus systemischer Sicht eine wichtige Funktion: Die Ehe der Eltern steckt in einer tiefen Krise. Sie haben sich auseinandergelebt, streiten viel und denken insgeheim über Trennung nach.

Tims Verhalten führt dazu, dass, …
– die Eltern ständig über ihn sprechen müssen anstatt über ihre Eheprobleme.
– sich seine Eltern gegen ihn „verbünden“.
– sie eine gemeinsame Aufgabe haben, die sie verbindet.
– die eigentlichen Konflikte zwischen ihnen in den Hintergrund rücken.

Tim steuert sein Verhalten nicht bewusst, aber er hat unbewusst gute Gründe dafür: Er übernimmt die Funktion des "Symptomträgers", um das System zu stabilisieren und die drohende Trennung seiner Eltern zu verhindern.

In der Therapie würde man nicht nur an Tims Verhalten arbeiten, sondern das gesamte Familiensystem in den Blick nehmen und vor allem die Paarbeziehung der Eltern stärken, damit Tim seine "Funktion" als Stabilisator nicht mehr erfüllen muss.

An diesem Beispiel wird deutlich, dass systemische Therapien lösungs- und ressourcenorientiert sind. Man kümmert sich weniger um die Defizite der Vergangenheit, sondern beschäftigt sich vielmehr damit, Lösungsmöglichkeiten und Kraftquellen innerhalb des jeweiligen Systems herauszuarbeiten.